Auswandern – als Familie nach Kanada

Interview mit Naela von “diegundy”

“Auswandern” – für uns ein super spannendes Thema, was uns schon seit langem fasziniert. Wäre Auswandern etwas für uns? An manchen Tagen würden wir diese Frage mit einem “Ja” beantworten, an anderen Tagen mit einem deutlichen “Nein”! Eines steht für uns auf jeden Fall zu 100 Prozent fest, wenn wir auswandern, dann nur für eine begrenzte Zeit und über einen Arbeitgeber.

Auf Instagram folgen wir schon lange Naela (diegundy), die mit ihrem Mann und 3 Kindern nach Kanada ausgewandert ist und das für die Dauer von vier Jahren. Ziemlich spannend finden wir. Wir haben kurz überlegt und sind dann mit Naela in Kontakt getreten, um sie zu fragen, ob sie nicht bereit sei, ein paar Fragen zu beantworten. Fragen, die uns interessieren, aber bestimmt auch für viele von euch spannend und informativ sind.

Auswandern - DieGundy

Wie lange habt ihr eure Auswanderung im Voraus geplant?

Wir wussten ziemlich genau ein Jahr vorher bescheid, dass wir für vier Jahre nach Kanada gehen dürfen.

Wie alt waren eure Kinder zum Zeitpunkt der Auswanderung? Wie habt ihr sie auf die Auswanderung nach Kanada vorbereitet?

11, 9 und gerade sechs geworden. Wir haben ihnen als wir definitiv Bescheid wussten gesagt, was wir da vor haben. Sprachlich haben wir sie nicht groß vorbereitet, ausser ihnen die gängigsten Floskeln beizubringen. Ausserdem haben wir natürlich versucht ihnen Kanada schmackhaft zu machen mit Videos, Fotos und Reportagen.

Wie haben eure Familien und Freunde auf die Auswanderungs-Pläne reagiert?

Unser enger Freundeskreis und unsere Familien kannten ja unser Leben schon – wir waren schon mal im Ausland und sind auch schon ein paar Mal innerhalb Deutschlands umgezogen. Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir gerne nochmal mit den Kindern ins englischsprachige Ausland möchten und so waren sie natürlich traurig aber nicht überrascht und haben uns immer unterstützt.

Habt ihr sofort euer jetziges Haus in Kanada bezogen und habt ihr es von Deutschland aus ausgesucht?

Ja! wir (mein Mann und ich) durften im April vor unserem Umzug für vier Tage nach Toronto fliegen um ein Haus zu suchen. Wir waren bei der Ankunft mit den Kindern hier dann drei Tage im Hotel und sind dann ins Haus umgezogen als unser Umzugsgut ankam.

Die ersten Wochen in Kanada

Wie war das erste halbe Jahr in Kanada? Gab es Momente des Zweifelns, ob die Entscheidung richtig war?

Die Ersten acht Wochen waren ganz unkompliziert und fühlten sich sehr nach Urlaub an, da die Schule ja erst im September losging. Wir haben die drei damals sofort für ihre Hobbies angemeldet um erste Kontakte zu knüpfen und das war im Nachhinein gesehen die absolut richtige Entscheidung. Die Zeit von September bis Dezember war hart – und da gibt es auch nicht viel schön zu reden 😉 Da wir entschieden haben die Kinder auf englischen Schulen anzumelden war es für sie am Anfang wirklich schwer ( ich erinnere mich immer noch so daran wie ich nach dem ersten Schultag mir ihnen heulend auf dem Sofa saß) und ich hatte auch wirklich Momente in denen ich sehr an meiner Entscheidung gezweifelt habe. Im Dezember wurde es schlagartig besser. Sprachlich hat es da plötzlich klick gemacht und die ersten Freundschaften bahnten sich and – ich glaube da waren wir wirklich alle super erleichtert.

Wie war der Start für eure Kinder? Wurden sie herzlich empfangen und integriert?

Sprachlich und schulisch nicht ganz einfach aber wir sind bis heute dankbar wie offen auf uns zugegangen wurde. Gerade in den Fussball-Teams der Jungs wurden wir so unglaublich herzlich empfangen und alle versuchten mit Händen und Füßen mit ihnen zu kommunizieren. (ein Junge hatte sogar immer ein paar Sätze deutsch gelernt um zu zeigen wie schwer das ist, was die Kinder da gerade leisten)

Was liebt ihr an Kanada?

Ich muss sagen, dass ich bis heute mein Herz nicht an Toronto verloren habe – das Stadtleben ist einfach nicht mein Ding. Das Land Kanada allerdings ist ein echter Schatz! Die Natur ist so unglaublich schön, die Menschen sind so nett und aufgeschlossen. Ausserdem bin ich immer wieder begeistert über die Multikulturalität die wir und die Kinder hier erleben dürfen. Meine Kinder haben hier Dinge fürs Leben gelernt und leben das Motto „jeder Mensch ist gleich“ –  ich glaube eine grössere Lektion gibts kaum zu lernen.

Was gefällt euch nicht in Kanada?

Der Winter 😉 und hier in Toronto die „Schnelligkeit“ des Lebens. Die Stadt ist laut, dauernd hört man Sirenen und!! was mich wirklich mittlerweile hier stört ist, dass es gar nie richtig dunkel wird weil die Lichter der Stadt den Himmel auch in der Nacht erleuchten. Das Leben hier ist unglaublich viel teurer – ein Lebensmitteleinkauf für eine Woche kostet bei uns schon mal gerne 300 – 350 Dollar, Fussball für die Jungs über 1000 pro Halbjahr und Gymnastik für das kleine Mädchen rund 550 Dollar. 

Was vermisst ihr am meisten aus Deutschland?

Ganz cheesy: Familie und Freunde! Skype, Facetime und Whatsapp helfen natürlich ungemein aber an manchen Tagen würde man halt gern zu seinem Bruder fahren und die Nichte knuddeln oder mit der besten Freundin einen Kaffee trinken gehen.

Die Vorbereitungen für die Rückreise laufen

Jetzt geht es ja bald zurück nach Deutschland! Freut ihr euch auf die Rückreise?

Ja und nein! Wir freuen uns wie eben schon gesagt unglaublich doll auf unsere Familien und Freunde allerdings fühlen sich gerade die Kinder natürlich jetzt hier zuhause und besonders zwei tun sich doch schwer mit dem Gedanken hier wieder weggehen zu müssen. Ausserdem gehen wir ja in eine Sondersituation zurück und der Armin wird nur am Wochenende zuhause sein – das ist schon eine ganz schöne Umstellung für uns.

Startet ihr wieder in eurer “alten Heimat” oder wagt ihr auch in Deutschland einen kompletten Neuanfang?

Alles auf Neustart in Deutschland. Wir haben vor unserem Umzug unser (wunderschönes) Haus verkauft, weil wir wussten, dass mein Mann dort arbeitstechnisch nicht wieder sein wird. Nun wird es so sein, dass ich und die Kinder in seinen Heimatort ziehen und er pendeln wird. Das war keine leichte Entscheidung aber wir finden es ist Zeit den Kindern nun eine Basis zu geben und Wurzeln schlagen zu lassen. Ausserdem sind Armins Eltern, mein Vater und mein Bruder dort in der Nähe und wir freuen uns schon darauf  (denn wir waren noch nie näher als vierhundert Kilometer an ihnen dran) sie häufiger sehen zu dürfen und auch an ihrem Leben teilhaben zu dürfen. Ich finde tatsächlich auch, dass unsere Reise nun ein Ende haben muss…zumindest erstmal.

Könnt ihr euch einen erneuten Auslandsaufenthalt vorstellen?

Sag niemals nie aber eigentlich nein. Die Kinder sind nun in einem Alter indem wir es wichtig finden, dass sie (so lange sie das möchten) sesshaft werden. Ich träume immer noch von einem Aufenthalt in den USA aber im Prinzip ist dieses Kapitel nun für uns abgeschlossen – ich kann mir nämlich auch nicht vorstellen ins Ausland zu gehen und meine (erwachsenen) Kinder in Deutschland zu lassen.

Was könnt ihr anderen Familien raten, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen (Auswanderung “Ja” oder “Nein”)?

Ich für mich möchte dieses Erlebnis nicht missen! Ich bin selbst im Ausland aufgewachsen und ich bin mir ganz sicher, dass ich genau deshalb so weltoffen bin wie ich es bin und ich glaube auch, dass wir den Horizont unserer Kinder so unglaublich erweitern konnten. Allerdings waren wir in der unglaublich glücklichen Lage über den Arbeitgeber meines Mannes diese Chance zu bekommen und es somit um einiges einfacher war – der Job war gegeben, es wurde sich um das Visum und um den Umzug mit gekümmert.  Wir hätten uns nicht getraut einfach so ins blaue „auszuwandern”

Auswandern Toronto

Vielen, vielen Dank Naela für die ehrlichen Worten und deine Bereitschaft unsere Fragen zu beantworten. Auswandern hört sich nach einem großen Abenteuer an. Eure gesammelten Erfahrungen und Eindrücke sind bestimmt unvergesslich. Wir verfolgen euren Auswandererweg und vor allem auch die Rückreise auf jeden Fall weiter. Und wenn es euch auch interessiert, dann folgt doch Naela auf Instagram (diegundy) oder auf YouTube (diegundy).

Wir wünschen euch noch eine wunderschöne Zeit in Kanada. Genießt noch einmal Weihnachten und das bevorstehende Halloween in Toronto. Genauso wünschen wir euch aber auch eine glückliche Rückreise und einen guten Start in Deutschland. Eure Familien und Freunde freuen sich bestimmt riesig auf euch.

2 Kommentare

  1. Andrea
    23. Oktober 2019 / 18:04

    Ihr müsstet aber eigentlich das Wort Auswandern, durch Entsenden ersetzen. Es ist nämlich etwas völlig anderes auszuwandern, ohne Unterstützung von aussen z. B. dem Arbeitgeber, als entsendet zu werden. Mit regelmäßigen bezahlten Heimflügen, Cost of living Ausgleich und anderen geregelten Vertragsbedingungen.
    Der Weg zur permanent residence in Kanada ist nämlich nicht so einfach. Wie die Gundy so schön schrieb, ins Blaue 😉

    Ansonsten ist es ein schöner Beitrag.

  2. 16. Januar 2020 / 15:17

    Wow, es erfordert echt eine menge Mut. Mich würde interessieren, was die Familie selbst vermisst?

    LG
    Lisa

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert